Anfang August - Hochsommer in Schweden. Wir erreichen den Kattgård spät am Abend und sind überrascht, wie wenig Flugzeug unterwegs ist. Nach einer Nacht erholsamen Schlafes und dem ersten Frühstück auf der Veranda widmen wir uns gemeinschaftlich den hochgewucherten Grünflächen. Vom Ferrari aus begutachte ich die kleinen und großen Blümchen und fahre so einige "Umwege". Auch ein paar Kröten muss ich ausweichen. Die vielen kleinen Tierchen sind auch der Grund, warum wir gerne viel Buschwerk stehen lassen. Michel schneidet derweil mit der Motorsense einen Weg zum Gemüse frei.
In den 9 Hochbeeten hat sich Franzosenkraut mächtig breit gemacht. Bevor ich zur Ernte schreiten kann, gilt es Unkraut zu jäten. In diesem Fall habe ich leichtes Spiel, erstens, weil ich mich nicht bücken muss (Sinn der Hochbeete *lach) und zweitens, weil sich die Knopfkräuter, wie sich der Kreuzblütler auch nennt, sehr gut entfernen lassen. Nur in der Mischkultur von Zwiebeln und Roter Bete gelingt dies nicht, ohne die Zwiebeln mit rauszuziehen. So sind sie die erste diesjährige Ernte im kattgårdschen Gemüsegarten und werden, zu Zöpfen geflochten, zum Trocknen auf die Veranda gehängt.
Neben Roter Bete und Mangold gibt es viele toll gewachsene Möhren zu ernten. Das Experiment mit der Voranzucht im Milchkarton ist also ein voller Erfolg. ♥ Ihr Grünzeug dient mir direkt wieder als Mulch in den abgeernteten Beeten.
Was wäre ein Sommer in Schweden ohne baden? NIX! Täglich muss ich mindestens einmal ins kühle Nass. Und seitdem einer unserer Nachbarn einen tollen neuen Steg gebaut hat, von dem aus man über eine kleine Leiter direkt auf einem natürlichen steinernen Einstieg landet, nehme ich den etwas weiteren Weg zu unserem Haussee gerne in Kauf. Immer begleitet und streng bewacht von Nuka. Der kommt zwar gerne mit ins Wasser, plantscht aber lieber am Rand auf der Suche nach tollen Stöckchen, als mit mir in die Mitte des Sees zu schwimmen. Manchmal kommt er ein paar hundert Meter mit, hat aber nach einer kurzen Abkühlung lieber vom Steg aus ein wachsames Auge auf mich. Vielleicht vermutet er ein Seeungeheuer? Oder was könnte mich sonst in dieser Einsamkeit gefährden?
Mit unseren Freunden (Jette und Heiner) und deren Freunden, besuchen wir Freunde von J+H. Ist doch klar, oder?
Auf dem Rückweg entdecken wir die kleine Glasbläserei PERSSON och PERSSON in Ösjöbol bei Åseda.
Dort stellt Morgan Persson aus alten Flaschen nützliches Geschirr her. Diese Upcycling-Idee gefällt mir, wie ihr euch denken könnt, super und so begleiten uns 6 der fröhlich bunt gerandeten Trinkgläser auf der Heimfahrt. An die Glasbläserei angegliedert ist ein kleines Café, in dem Morgans Frau Elin Getränke, Gebäck und etwas Eis anbietet. Im Verkaufsraum herrscht eine heimelige und ländliche Atmosphäre. Im ehemaligen Dorfladen, der bereits 1964 geschlossen wurde, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die große, silberne alte Kasse ziert noch immer die Theke.
In den Wintermonaten ruht die Vorführung der Upcycling-Produkte, denn Morgan Persson ist ein bekannter schwedischer Glaskünstler, der für seine einzigartigen Gral-Vasen bekannt ist. Seine Leidenschaft für das Glasblasen begann im Alter von 20 Jahren im Herzen Smålands an der Riksglasskolan in Orrefors. Heute lebt er im Königreich des Glases, wo er seine Kunst weiterentwickelt. Seine Werke, sind bei Sammlern weltweit begehrt. Morgans Gral-Technik verleiht jedem Stück einen persönlichen und einzigartigen Ausdruck, der traditionelle Handwerkskunst mit modernem Design verbindet.
Wer mehr erfahren möchte, sollte den nachfolgenden Links folgen.
Glasbläserei und Café in Ösjöbol:
Mehr über Morgan Persson und seine Kunstwerke (auf schwedisch):
Aber wiederkommen! ;-)
Den Beernsträuchern in Småland ist es in diesem Jahr schlecht ergangen. Nachbar Mats berichtet, dass es im späten Frühling viel zu kalt war, so dass zu wenige Insekten flogen und die Blüten nicht ausreichend bestäubt wurden. In den folgenden Monaten war es zu trocken, so dass die wenigen Fruchtansätze vertrockneten.
Dem entsprechend traurig schauen die Johannisbeeren an der Ostseite des Kattgård aus. Ich schneide viele der älteren Triebe heraus und hoffe, dass sich die Büsche noch einmal erholen. Die jüngeren Büsche im Küchengarten kämpfen gegen einige Schmarotzer um die Nährstoffe. Da hilft nur: Unkraut jäten. *bäh
Im letzten Beetkasten sind die Himbeer-Stecklinge (wie auch ohne Wasser) nicht angegangen. Mit der euch inzwischen bekannten No-Gig-Beet-Methode pflanze ich hier drei, in Deutschland gezogene, neue Büsche der schwarzen Johannisbeere und (im Hintergrund zu sehen) einen Johannisbeer-Hochstamm, der vom Obi verschenkt wurde.
Michel plant einen Angelausflug mit Jette, also muss unser Ruderboot "Pelle" zu Wasser gelassen werden. Dazu fahren wir am liebsten ein Dörfchen weiter, nach Ränte zum Badeplatz. Wenige Meter weiter findet sich eine Bootsrampe, die das Geschehen deutlich erleichtert. Michel rudert Pelle dann aus dem kleinen Hafen in der Bucht Näsaviken heraus, an Pilgrims Landzunge, der kleinen Insel Gräsö und der Möllebergs-Bucht vorbei bis an den heimischen Strand. Dort wird er schon von Nuka erwartet, der erst mal alles inspizieren muss.
Wie jedes Jahr sammeln, futtern und trocknen wir fleißig Pilze. Den Start bildet dieses Prachtexemplar eines Steinpilzes.
Bei schönstem Wetter starten wir ein Update des Badezimmer-Anbau-Daches. Michel fürchtet schon länger, dass die Anbindung ans Haus nicht 100%ig dicht ist. Durch die Deckleisten der Fassadenverkleidung steht die Tropfleiste zu weit vor. Inzwischen haben wir entdeckt, wie man es richtig baut: Die Leisten werden entfernt, das Tropfblech vor die Fassade geschraubt und die Leisten enden dann auf dem Blech. Außerdem bekommt das kleine Dach endlich Firstpfannen statt der bisherigen Blechabdeckung. Michel arbeitete in luftiger Höhe, ich mime das Bodenpersonal. Also:
"Please fasten your seat belts and prepare for landing".
Zwischendurch bin ich immer wieder im Garten beschäftigt. Die beiden Rosmarinstecklinge sind schon ein ganzes Stück gewachsen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob sie den Winter überstehen. Zwei weitere selbstgezogene Apfelbäume finden einen Platz, später im Urlaub verpasst Thilo ihnen einen Wildschutzzaun-Schutz. :-)
Und dann pflanze ich noch die sehr vernachlässigten (erst zu nass, dann zu trocken, dann zu schattig) Fünffingersträucher ein, die meine Schwiegermama mir vermacht hat. Ich denke die Chancen, dass sie anwachsen stehen 50/50. Nach einigen Tagen bin ich überrascht, wie saftig ihre Blätter wieder ausschauen und entdecke sogar eine erste Blüte. Na denn, die Hoffnung stirbt zuletzt! ;-)
Bevor es für die beiden wieder nach Hause geht, machen wir mit Jette und Heiner noch einen Ausflug zum Prästgården nach Annerstad. Hier haben sich vor einiger Zeit Jesper Andersen & Jennifer Holub aus London niedergelassen und ein kleines Pizza-Restaurant, Café, Camping, Bauernhof, Lädchen für regionale Produkte - Mischmasch eröffnet. Wir finden es dort recht gemütlich und die Pizza kann man sich wirklich schmecken lassen.
Für mehr Infos klickt hier: Prästgården Annerstad
Aber wiederkommen, gell!? ;-)
Am nächsten Tag holen unsere Freunde, Henne und Thilo, Michel mit dem "Eisbären" ab und die drei starten zu einem einwöchigen Ausflug nach Åland. Nuka und ich bleiben auf dem Hof und genießen erst mal die Ruhe und Sonne. Bei Temperaturen um die 25°C lädt uns mindestens einmal am Tag der See zur Abkühlung ein. Wir drehen unsere kleine Wandertour den "Hajo-Leden", picknicken in der blühenden Heidelandschaft und finden gruselige Spuren auf Pilzen, aber auch Pilze für das spätere Abendessen. Und damit noch nicht genug Bewegung: Säbele ich auch noch (von Hand) die Buchenhecken an der Zuwegung und an der gegenüberliegenden Grundstücksseite ab.
Als die Herrschaften ihre Sightseeing-Tour beenden, nimmt der Basteldrang endlich Fahrt auf. Der Flur zwischen Wohnzimmer und Badezimmer soll irgendwann zur Hälfte zum Eingangsbereich für die Wohnung im Obergeschoss genutzt werden. Deswegen wird in diesem Urlaub eine Eingangstür in die Stirnseite des Kattgård eingebaut.
Die beiden ersten Bilder stammen aus dem Archiv: An geplanter Stelle gab es bis Januar 2016 noch ein Fenster, welches aber so stark beschädigt war, dass sich im Winter eine dicke Eisschicht auf der Innenseite bildete. Diese von uns provisorisch verschlossene Öffnung wird nun wieder geöffnet.
Henne ist in den nächsten Tagen unser Mann! Als Tischler-Meister weiß er natürlich ganz genau, was zu tun ist. Wir anderen sind noch mit dem kleinen Dach des Anbaus und im Garten beschäftigt, helfen aber, wann immer wir können.
Zuerst wird also die Fassade wieder geöffnet. Bei Abriss des Traufbleches kann man schon sehen, dass das schadhafte Fenster die Feuchtigkeit bis zur Schwelle hat durchdringen lassen. Da ist einiges morsch! Im Inneren werden Fußleiste und Paneele entfernt. Et Voilá: Rein und raus kommt man schon mal...
Während Thilo und Michel einen "Ausflug" zur Vårdcentral unternehmen, überquert slamsugbilen, der LKW, der den Abwasserbrunnen aussaugt, unser Grundstück. Im Gegensatz zu seiner Urlaubsvertretung (der letzten Monat tatenlos wieder verschwand, uns aber 60 Euro Anfahrt in Rechnung stellte) weiß dieser gute Mann, wo sich unser Brunnen befindet... Saugrüssel rein und los geht es. Wir wechseln noch ein paar Worte auf Schwedisch und soviel verstehe ich:
Wir sehen uns nicht wieder. Denn bevor unser Brunnen erneut geleert werden muss, geht er in Rente. :-(
Es sei ihm gegönnt! Keine 5 Minuten später ist er, mit einem Glas Honig als kleines Dankeschön, wieder verschwunden.
Jetzt seid ihr aber froh, dass es keine Geruchsübertragung gibt, oder?
P.S.: Es riecht fast gar nicht!
Stück für Stück entfernt Henne auf der Tür-Baustelle das morsche Holz. Zuerst die stark vergammelte Schwelle, dann auch die unteren Teile der Hauswand-Balken. Neue Balken werden eingepasst und die Öffnung auf den benötigten Türausschnitt verbreitert. Um das Bauwerk zukünftig vor Feuchtigkeit zu schützen, überlegen sich die Herren, das abgebaute Blech vom Dach wiederzuverwerten und als Schutzblech vor die neue Schwelle zu montieren. Michel arbeitet es um und wir haben uns fast nicht in seine Nähe getraut, es tönte laut aus der Werkstatt. Am Schneiden und Hämmern lag es nicht...
Boah, jetzt brauchen wir eine Baupause. Wir müssen eh mal langsam Milch- und Getreideprodukte einkaufen und machen daher einen Ausflug in die Stadt. Auf dem Heimweg entdecken wir die Beschilderung zu einem noch unbekannten Loppis, da müssen wir natürlich stöbern gehen. Ziemlich abgefahrener Laden, wie ihr gleich sehen könnt, aber nicht ausschließlich Flohmarktware und auch ziiiiemlich teuer! Michel hat sich ad hoc in den Leucht-Werbe-Reklame-Schriftzug "Tre hjärtan" verliebt. DER war nun ausgerechnet nicht zu verkaufen. - So ein Mist. Mir gefallen vor allem die bunten Blechkunstwerke. Euch auch?
Für mehr Infos, wohin, wann etc. klickt hier: Patriks Prylar
Aber... wiederkommen, gell!? ;-)
Mit vollem Elan stürze ich mich am nächsten Tag wieder in den Gemüsegarten. Die Kartoffeln kommen jetzt raus, ihr Grünzeug wegen der Gefahr von Pilzkrankheiten auf das Lagerfeuer, die Kartoffelknollen nach dem Abtrocknen in den Keller. In eines der leeren Hochbeete ziehen vorgezogene Salat- und Kohlpflänzchen ein, in das andere säe ich späte Möhren aus. Wahnsinn, nach nur 4 Tagen kann man schon die ersten Keimblätter erkennen. Ob das in diesem Jahr noch zu erntende Möhren werden?
Michel baut die Drückergarnitur aus der 2016 ausgebauten und danach genau für diesen Zweck (hüstel) eingelagerten Haustür aus, um sie für die neue Wohnungstür zu verwenden. Unterdessen streiche ich von Henne vorbereitete Leisten für die Türzarge. Dann wird noch einmal viel gesägt. Die alten Fassadenbretter so weit möglich wieder an den Türausschnitt angepasst, die Zarge erweitert und je ein Türrahmen für außen und innen angebracht.
Sieht das nicht super aus?
Für den Außenbereich wünschen wir uns noch eine Überdachung und die Elektrik für die Beleuchtung außen haben wir leider 2017 auch vergessen, aber wir kommen ja sicher bald wieder. ;-)
Unseren Baumeister belohnen wir mit einer weiteren Loppistour, die uns u.a. nach Moheda in den "Antik och loppmarknad Östregård" führt. Meine Güte, was es hier nicht alles gibt. ♥♥♥ Stuuundenlang können wir drei da stöbern. Nur Thilo probt wie immer den Aufstand. *zwinker. Aber das gehört zum Schauspiel dazu! :-)
Wir finden einige schöne Kleinigkeiten, unter anderem einen Tritt für den Spark, der nächste Winter kann also kommen. Außerdem ergattern wir einen handgeschmiedeten Löffelbohrer und eine Fass- oder Tonnenpumpe.
Für mehr Infos klickt hier: Östregård-Loppis
Aber .. wiederkommen .. ;-)
Wer es genau wissen möchte:
Löffelbohrer
Diese Art der Bohrer hat man früher benutzt, um Löcher für Leitersprossen zu machen. Bei unserem kann man auf Grund der Größe davon ausgehen, dass er für hölzerne Wasserleitungen benutzt wurde, um diese untereinander zu verbinden. Die Baumstämme wurden durchbohrt und einseitig angespitzt. Die andere Seite wurde konisch ausgebohrt. So konnte man die Stämme ineinanderstecken und durch die Schräge dichtete es ab oder wurde noch mit Moos abgedichtet.
Hier ein Link zu Youtube Instandsetzung einer Wasserleitung, ab Min 10:55 kommt der Löffelbohrer zum Einsatz.
Aber .. ihr wisst schon.. ;-)
Danke an Henne, der mir das so gut beschrieben und das Video herausgesucht hat!
Ich mag so alte Sachen ja sehr und finde es spannend zu erfahren, wofür sie eingesetzt wurden. Mich fasziniert, was man mit solch einfachen Werkzeugen alles schaffen und wie lange man sie nutzen kann. Kein Vergleich zu dem heutigen China-Werkzeug-Schrott und die Muckibude kann man sich durch die körperliche Arbeit auch noch sparen. :-)
Last but not least: Die Schornsteinzüge wurden gefegt, der große Steinofen im Keller stundenlang angefeuert und die ALLERLECKERSTE Pizza ever gebacken und genossen. Ein letztes dickes Dankeschön an Thilo und Henne für euren feurigen Einsatz!
- Da kann der Prästgården einpacken. Sorry. :-)