Anfang Mai, eine der schönsten Jahreszeiten in Schweden. Die Natur nimmt so richtig Fahrt auf, alles wird satt grün. Mit von der Partie ist diesmal Michels Kumpel Hartmut. Nach dem vielen Sitzen bei der Anreise und dem ersten Großeinkauf brauchen wir alle ordentlich Bewegung. Deswegen zeigen wir Hartmut erst mal unsere Lieblingsplätze, den Danska fall und Tylöudden bei Tylösand. Besonders an der Küste haben wir allerbestes Ferienwetter und reichlich Wind, der das Meer an die Schären klatschen lässt. ♥♥♥
Wir kommen spät heim und sind platt. Erst am nächsten Morgen ist Zeit für meinen Gartencheck.: Die alten Obstbäume stehen in voller Blüte und auch Eriks kleiner Birnenbaum will es dieses Jahr wissen. Ob es wohl erste Birnen zu ernten geben wird? Anjas Bärlauch und Holunder sind nicht erfroren und neu ausgetrieben und von den vielen kleinen selbst gepfropften Obstbäumen im Küchengarten zeigt ebenfalls schon einer die ersten Blüten. Ins Kräuterbeet ziehen zwei selbst gezogene Rosmarinstecklinge ein. Ob diese mediterrane Strauch in Schweden überwintern kann, wissen wir im nächsten Frühjahr...
Die Männer laden schwere Fracht vom mitgebrachten Trailer ab. Na? Wer errät, was wir mitgeschleppt haben?..
Richtig: Michels langersehntes Kreissägewerk. Wir haben bereits ein schönes Plätzchen für das Schwergewicht auserkoren, sind aber baulich noch nicht gestartet. Also werden Schienen, Spannwagen und das Gestell für das Sägeblatt erst einmal in der Scheune eingelagert. Hoffentlich nicht für ewig. ;-)
Die schwere Technik ist ja eher nicht mein Ding. Mich ruft der Küchengarten. Die Hochbeete sind wie immer etwas abgesackt und die beiden im August umgezogenen Beete sind eh erst mit Ästen und Laub gefüllt. Kurz eine WhatsApp an Kikki, der örtlichen Reitschulbesitzerin, schon ist eine Anhänger-Ladung bester Pferdemist reserviert.
Danke @ Kikki!
Wir dürfen den Anhänger von Mats (Danke!) ausleihen, kleiden ihn mit Plane aus und holen Gärtners Gold vom nahe gelegenen Hof. Der Mist ist schon abgelagert und völlig ohne Heu, Stroh oder sonstigen Kram, dafür aber mit Massen von "Eisenia foetida" (Kompost- oder Mistwürmern).
Während Michel im Küchengarten etwas die Motorsense schwingt, schaufele ich die Erde aus dem ersten Hochbeet, fülle mit Mist auf, schaufele die Erde vom zweiten Beet über den Mist ins erste Beet und so fort.. Insgesamt sind inzwischen 5 Palettenrahmen-Beete, 2 Holzkisten-Beete und zwei Betonring-Beete aufzufüllen.
Hartmut hat sich den von Björn gelieferten Feuerholz-Stapel auf die Fahne geschrieben. Michel: "Wir haben aber keine Kettensäge dabei.." - Hartmut: "Macht nichts, ich will mich mal so richtig auspowern." - Ich würde sagen: Das ist ihm gelungen! Tag für Tag sägt und hackt er ein bisschen, so verschwindet der ganze große Haufen nach und nach in der Scheune. Die letzten dickeren Stämme werden nur halbiert und eingelagert. Diese werden wir im Sommer mit der Kettensäge aufsägen.
Neben dem Sägewerk haben wir noch ein weiteres Schwergewicht nach Schweden gebracht. Einen BULLERJAN.
Ein Bullerjan ist ein Warmluftofen, der für seine schnelle und gleichmäßige Wärmeverteilung bekannt ist.
Er funktioniert nach dem Konvektionsprinzip, bei dem kalte Raumluft durch ein Rohrsystem angesaugt,
erwärmt und dann wieder in den Raum geblasen wird.
Damit er seinen Dienst in unserer Werkstatt verrichten kann, bedarf es einiger Ausbau-Arbeiten: Zunächst öffnet Michel die Wand in der Werksattecke, in der wir den Ofen positionieren wollen. Isolierung wird entfernt und schließlich ein Loch in die Außenverkleidung gesägt. Aus feuerschutztechnischen Gründen wird der Durchbruch für das Schornsteinrohr mit einer Gipsfaserplatte versehen. Mir gefällt der Ausblick am besten! ;-)
Da wir den Edelstahl-Schornstein gebraucht gekauft haben, sind Bodenplatte, Revisionsöffnung und T-Stück bereits vormontiert zur Befestigung an der Wand gibt es eine Wandkonsole. Diese schafft aber leider nicht den nötigen Abstand um den Dachvorsprung zu passieren. Daher baut Michel aus Winkelstahl eine Verlängerung. Zum Schutz vor Korrosion wird diese noch lackiert. Das schaut doch gut aus, oder? An dieser Stelle wird es tricky und wir machen einen kleinen Cut...
Viel zu schnell rückt nämlich der Abreisetag für Hartmut heran, aber in Deutschland wartet die Urlaubs-Aufsicht über das Federvieh seines Vaters auf ihn. :-) Allerhöchste Eisenbahn, es sich noch ein wenig gut gehen zu lassen. Mit einem Schluck Bier oder Wein, am Lagerfeuer und mit echt interessanten Gesprächen. Zum Beispiel, warum ich mit dieser Homepage eigentlich kein Geld verdiene. - Ja... warum eigentlich nicht??? ;-)
Die aufgefüllten Hochbeete bestücke ich zum Teil wieder mit den vorher entfernten Erdbeeren. An einem kleinen Zaunelement sollen Erbsen hochranken. Für die beiden großen Kisten müssen wir leider ein letztes Mal Erde zukaufen. (Zukünftig wird dann nur noch nach dem oben beschriebenen Prinzip mit Mist aufgefüllt.) In die so vorbereiteten Kisten stecke ich ein Sammelsurium aus eigenen Saatkartoffeln.
In den kommenden Tagen geht es mit dem Aufbau des Bullerjan weiter. Wie Michel die restlichen, gebrauchten und teils verbeulten Längenelemente des Schornsteins zusammengebaut und schließlich das ganze lange Konstrukt einschließlich des Mündungselements auf den bereits 2 Meter hohen Sockel bekommen hat ist mir ein RÄTSEL. Und bleibt es für euch wohl auch. *lach
Nach dem Anbringen des Regenkragens und des zusätzlichen Wandhalters, geht es in der Werkstatt mit der feuerfesten Verkleidung der Ofenecke weiter. (Übrigens: In Schweden sind Gipsfaserplatten recht schwierig zu bekommen und wenn dann ar...teuer.) Nach einigen Einkaufstouren werden wir aber fündig. Die Verkleidung wird installiert und schließlich kann der Ofen samt Ofenrohr und Wandmanschette aufgestellt werden. Selbstverständlich wird auch gleich ein Probelauf gestartet. Und siehe da: Der Bullerjan brennt, der Schornstein zieht, die Werkstatt wird warm.
(Wunderbar, dann können wir ja jetzt endlich auch im Winter Fenster restaurieren! *hüstel)
Wir müssen mal wieder was anderes sehen, fahren etwas in der Gegend herum und drehen eine große Hunderunde... ganz in Nukas Sinne. Danach kehren wir in einem nahe gelegenen Café ein. Auch wenn das Wetter heute nicht der Knaller ist: Der Kuchen und Kaffee ist es! Schaut unbedingt mal vorbei im GRÄDDHYLLAN LANTCAFÉ.
Zurück an unserer "Burg" warten noch ein paar kleinere Gemüsegartenarbeiten auf mich. (Wer keinen Bock auf den "Gartenquatsch" hat, ist am Ende des Berichtes angekommen. *grins)
Mein Experiment, Karotten in leeren Milchverpackungen vorzuziehen ist im ersten Stepp geglückt. Die Saat ist gut aufgegangen und als ich das erste Tetra-Pak unten aufschneide, kann ich schon die feinen, weißen Würzelchen erkennen. Wow, so tief gehen die schon, obwohl die Pflanze noch so klein ist! Damit erklärt sich, warum eine Voranzucht in normalen Töpfen nicht glückt.: Die Möhren brauchen ganz früh viel Platz nach unten! Man buddelt nun also das Tetra-Pak jetzt einfach am gewünschten Pflanzplatz ein, drückt leicht fest, zieht es wieder heraus, öffnet es seitlich und kann die vorgezogenen Karotten nun ganz leicht ins passende Pflanzloch gleiten lassen.
Schön angießen - schön wachsen, im Sommer ernte!?
Die Erde in den Betonringen ist natürlich ebenfalls abgesackt. Ungünstig für den Rhabarber, der ja als Dauerkultur eigentlich nicht immer wieder verpflanzt werden sollte. Das lässt sich aber heuer nicht vermeiden. Die schönsten Stangen werden geerntet und zu leckerem Rhabarberkuchen mit Baiser verarbeitet. Soll ich euch mal das Rezept einstellen?
Ich lasse so viel Erde wie möglich an der Wurzel und sehe zu, dass die ganze Aktion schnell über die Bühne geht, damit auch die feinen Würzelchen nicht vertrocknen.
Im niedrigen Betonring haben im letzten Jahr die Wühlmäuse getobt und meine schöne Möhrenernte zunichte gemacht.
Eigentlich müsste ich den ganzen Ring leer schaufeln und am Boden ein Wühlmausgitter auslegen. Da der Ring mit alten Apfelbaumstämmen gefüllt ist, die natürlich schon stark vermodert sind, gelingt das nicht. Deswegen werden einfach auf "halber Höhe" Gitterreste miteinander verdrahtet. Der Mist ist leider schon aufgebraucht, daher muss ich gekaufte Erde nachfüllen. Die letzten Erdbeeren finden hier ein schönes Plätzchen.
Zum Schluss pflanze ich die in Deutschland vorgezogenen Zwiebeln, Rote Beete, Mangold und Salate in die Paletten-Hochbeete und Michel installiert die automatische Bewässerung wieder. Hoffen wir, das es in unserer Abwesenheit auch ab und zu regnet, alles gut wächst und wir in den Sommerferien aus dem Vollen schöpfen können. :-)